“Rock am Dom” No5, 16. Juni 2011

2011_06_RockAmDom_108Der Tag begann mit einem bangen Blick zum Himmel. Dessen Farbe changierte zwischen Schwarz und Grau. Zwischenzeitlich grollte es bedenklich. Dann peitschte plötzlich der Regen, und es pustete ein Wind durch unser Weltdorf, der die Vorstellung leichte machte, wie Mikrofonständer umherfliegen oder Trommeln gegossen werden. Auch am Nachmittag schaute noch einmal ein Tief vorbei. Bedrohlich, besorgniserregend. Sollte etwa erstmals ein BOP-Auftritt ins Wasser fallen?

Um halb Acht war alles wie immer. Der Wetterbop war wieder freundlich gestimmt, er wollte den Herbedern definitiv nicht den Abend verderben. Einen Abend, der bei aller Bescheidenheit in die Geschichte der Band ohne Proben eingehen sollte. Denn die trumpfte mit zwei Überraschungen auf. Und beide waren, wie es sich eben gehört bei BOP, nicht von langer Hand geplant. BOP gab die Bühne frei für einen Quotenbop und einen Luftbop!

2011_06_RockAmDom_001Der Quotenbop heißt Vanessa. Entsprechend den ehernen Grundsätzen der Band („Keine Macht den Proben“) wurde die hochtalentierte Sängerin – natürlich auch aus Herbede – erst eine Stunde vor Konzertbeginn gefragt, ob sie sich nicht nur vorstellen könnte, sondern auch dazu bereit wäre, diesmal das Intro vorzutragen. Sie sagte spontan zu und sollte es nicht bereuen. Denn sie bestand die Mutprobe mit Bravour und holte sich den verdienten donnernden Applaus ab. „Hier kommt BOP“ klang noch nie so grazil, so weich, so herzerwärmend. Also im herrlich krassen Gegensatz zum gewohnt kräftigen Einstieg der Impro-Rocker.

Die beschenkten anschließend erneut als einzige Band der Welt ihr Publikum reichlich und großzügig: wie immer mit den eigenen, ernährungstechnisch wertvollen Merchandising-Produkten BOP-Wurst, BOP-Corn und BOP-Korn. Und sie hatten für einen besonderen Fan auch ein besonderes Präsent parat: ein Klarsichttütchen mit brisantem Inhalt, ein BOP-Star-Starterkit.

2011_06_RockAmDom_100Die große Ehre, damit beschenkt zu werden, wurde Kalle, einem BOP-Anhänger der ersten Stunde, zuteil. Gerüchteweise wurde ihm angetragen, das wiederholt schwer ramponierte blaue Schild auf der Verkehrsinsel vor Fischers Lagerhaus diesmal persönlich umgemäht zu haben. Obwohl er stramm behauptete, mit diesem aus seiner Sicht stets ungeheuerlichen Vorgang definitiv nichts zu tun zu haben, ließ er die Ehrung zu. Ja, man konnte sogar das Gefühl bekommen, dass er sie genoss. Warum nur?

Aus der Tüte zauberte Kalle eine aufblasbare Gitarre. Nachdem er sie zum Leben erweckt hatte (es sah so aus, als kenne er sich mit dem Aufblasen von Gummi-Gegenständen in dieser Größe aus), verwandelte er sich spontan in Luftbop. Zu seinem Lieblingssong „Sexy“ bat ihn BOP auf die Bühne – und Luftbop rockte, was das Zeug hielt. Er zelebrierte ein sensationelles Luftsolo, zappelte synchron mit Rainer Bop, spielte sein zebragestreiftes Instrument mit den Zähnen oder hinter dem Rücken. Nur der Versuch, mit der Luftgitarre auch den Bühnenaufbau zu zertrümmern, musste zwangsläufig scheitern.

Der Abend hatte noch zahlreiche Höhepunkte. Seven nations army und Radar Love gingen ab wie Schmitz’ Katze auf Ecstasy, und der König von Herbede, gesungen von Peter Bop in trauter Begleitung von Pastor Jochen Winter persönlich, war wieder ein Genuss für alle Patrioten. Zumal sie mit einer neuen Strophe erfreut wurden.

Im Zugabenteil gab noch einmal Luftbop Kalle ein Gastspiel. Was er denn da mit seinen Zähnen am Gitarrenhals veranstaltet habe, wollte sein Sohn Vincent später von ihm wissen. Ach, Vincent, die Frage sei Dir wegen Deiner Jugend verziehen. Wir erklären Dir jetzt einmal etwas. Jimi Hendrix (wer das war, kannst Du Dir ergooglen) hat an diesem Abend auf seiner Wolke gesessen, hat einmal kräftig an der Tüte gezogen, hat dann in die lila Sonne geblickt und schließlich nach unten geschaut. Dort sah er Deinen Vater auf der BOP-Bühne. Hendrix lächelte selig. Und dachte: Ja, dieser Luftbop da unten auf Erden, das ist mein würdiger Nachfolger.